Der Katholische Kirchengemeindeverband Köln-Mitte und der Evangelische Kirchenverband Köln und Region haben am Freitagabend zu der „Langen Nacht der Kirchen“ in der Kölner Innenstadt eingeladen – 22 christliche Kirchen unterschiedlicher Konfessionen waren geöffnet für einen Abend voller Alternativen zum Alltag. „Es war wieder ein Erfolg“, resümiert Dr. Martin Bock, Akademieleiter Melanchthon-Akademie. „Besonders nach der Renovierung der Trinitatiskirche konnten wir die Möglichkeiten der verschiedenen Lichteffekte eindrucksvoll einsetzen. Wir haben die Kirche in ein blau-gelbes Licht getaucht, um ein Zeichen für die Menschen in der Ukraine zu setzen. Die Lesungen haben sich an den Psalmen orientiert, jeweils zur halben und vollen Stunde habe ich Auslegungen aus jüdischer und christlicher Perspektive vorgestellt, um zu zeigen, dass die Psalmen das Gebetsbuch des Volkes Israels und der Kirche sind. Nach den Lesungen haben uns immer wieder Menschen angesprochen und waren dankbar für die Momente der Ruhe und der inneren Ausrichtung.“
Außen sichtbar platzierte Flaggen und ausgerollte rote Teppiche sollten signalisieren, dass am Freitagabend etwas Besonderes in den Kirchen vor sich ging. Vor allem die Teppiche sollten laut Stadtsuperintendent Bernhard Seiger die Botschaft aussenden: „Ihr seid wichtig. Ihr seid willkommen, wie ihr seid, ihr müsst nichts tun, nichts leisten, könnt auch wieder gehen, aber auch verweilen, wie ihr wollt. Hier werdet ihr wertgeschätzt. Jeder ist heute König in unserem Haus.“
Das Programm war aufgeteilt in vier Stilrichtungen. Die waren benannt in „calm and smooth“ und haben etwa in der Christuskirche Klaviermusik und leisen Sound geboten, „pop and beat“ zum Beispiel in St. Agnes und St. Michael, „experience and adventure“ mit einer blau-gelben Lichtinstallation in St. Georg und „listen and reflect“ mit Möglichkeiten, Geschichten zu hören. Letztere Möglichkeit gab es in der Kartäuserkirche und auch in der Bahnhofsmission.
Sprache der Liebe und des Friedens
Aber es gehe auch um die Raumerfahrungen in dieser Zeit. „Corona hat zwei Jahre lang ausgelaugt und gefordert. Die Klimakrise ist drückend. Der Krieg in der Ukraine erschüttert jahrzehntelange Gewissheiten“, so der Stadtsuperintendent. „Was trägt uns jetzt? Menschen brauchen Halt und Trost für die Seele. Unsere Kirchen haben über die Jahrhunderte Krisen aller Art gesehen. Auch zwei Weltkriege und die Pest. Unsere Räume sind in der Krise ein Kraftort. Eine Schutzburg, eine Gegenwelt, weil sie von dem erzählen, wie Gott will, dass wir leben, als Menschen und Gott die Ehre geben. Die Verhältnisse im richtigen Maß und Licht sehen. Der Angst, der Trauer, der Sehnsucht nach Frieden Raum verleihen.“ Die Kirche sei ein Raum, der von einer anderen Welt spreche. Es sei die Sprache der Liebe und des Friedens.
Ökumenische Erfolgsgeschichte
Auch Stadtdechant Monsignore Robert Kleine nannte die „Lange Nacht der Kirchen“ eine „ökumenische Erfolgsgeschichte“. Kurz vor dem dritten Fastensonntag suchten viele Menschen Ort, um in sich zu kehren und spirituelle Angebote wahrzunehmen.
Foto(s): Ebels